Kapelle Willisdorf St. Sebastian
846
Gemeinde erstmals genannt
Über die Anfänge des Willisdorfer Gottehauses berichtet der katholische Pfarrer von Basadingen, Mathias Rauch, 1736: „Man sagt insgeheim das Closter St. Katharinenthal und Diessenhofen haben die Capell gemeinsam vor Zeiten, gelübteweis auferbauen lassen, wie soclehs auch wahr zu sein scheint, derentwegen es die gemeinde Sag ist, die Schriften und Einommen dieser Cappellen seien in den Handen des Closter St. Katharinenthal, oder bei der Statt Diessenhofen.“ Wie der Pfarrer weiter erzählt, wollten weder die Stadt noch das Kloster damals im Besitz der „Schriften und Einkommen“ sein und schoben sich gegenseitig die Schuld über das Verschwinden derselben. Doch glaubt man zu wissen, dass die Kapelle zur Pestzeit gegründet wurde, als ganze Wagen voll Leichen von Diessenhofen her in Willisdorf beerdigt worden seien.
Der älteste schriftliche Beleg für die Existenz des Gebäudes stammt aus dem 14. Jahrhundert.
1635
Restauration
1708
Bauwerk stark defekt, Dach drohte einzustürzen
1769
Neue (Gips?-)Decke eingezogen
1785
umfangreiche Reparaturen am Dach
1839
weitere Renovation. Katholisch Diessenhofen und Basadingen sowie St. Katharinenthal teilten sich die Kosten, wobei das Kloster das Kapellengrundstück an Basadingen abtrat und seine Verpfichtungen ablöste, so dass katholisch Diessenhofen fortan einen und katholisch Basadingen zwei Drittel der Baukosten zu tragen hatten.
1861
Als wieder eine grössere Reparatur fällig war, wollte Diessenhofen seinen Besitzanteil gratis abtreten oder die Kapelle dem Abbruch preisgeben; es wurde jedoch vom Kirchenrat zur Mithilfe verpflichtet. Baugeschtlich interessante Ausgaben in den vielen Baurechnungen des 19. Und 20. Jahrhunderts: 1875/1884 für Dach und Turm, 1891 an Mauer, Schreiner und Spengler für ungenannte Arbeiten, 1893/94 für ein neues Altärchen durch Mathias Lienhardt in Einsiedeln (Holzarbeit) und Josef Fischer in Oberwil (Gemälde), 1903 für Schmiede- und Maurerarbeiten und eine neue Gipsdecke, 1940 für zwei neue Chorfenster, 1943 für Holzdecke über dem Chor.
1966-1971
Jüngste umfassende Renovation.
Seither gemeinsame Benutzung und Instandhaltung durch die katholische Kirchgemeinde Basadingen als Eigentümerin und durch die evangelische Kirchgemeinde Basadingen-Schlattingen-Willisdorf.
Baustil
Die Willisdorfer Kapelle ist trotz bedrängenden Neubauten in der Umgebung das Wahrzeichen des kleinen Dorfes geblieben. Sie verkörpert den Typ des kleinen Rechtecksaals mit eingezogenem, durch einen Chorbogen vom Laienraum geschiedenem Altarhaus von rechteckigem Grundriss. Diese Bauform ist im Thurgau mit etlichen Beispielen aus dem 12. Und dem 13. Jahrhundert vertreten und lässt sich in ihrer Entstehung bis in die karolingische Zeit zurückverfolgen.
Glocke
Steilwandige Form. H mit Krone 51 cm; Öffnung 52,5 cm. Kronenbügel mit primitiv herausmodellierten Gesichtern (Maskarons). An der Schulter zwischen zwei Graten Inschrift in frühgotischen Majuskeln: „+ . O . REX . GLORIE . VENI – PACE . +“. Wahrscheinlich noch Ende 13. Jh.
Uhrwerk
Orgel
Elektonische Kirchenorgel der Marke "Ahlborn" ca. 1995
Der Ton wird noch nicht mit moderner Sample-Technik erzeugt, klingt von daher nur bedingt "echt"
Die Orgel hat 2 Manuale und ein Pedal, Das Pedal umfasst 2.5 Oktaven (C-f')
Register:
1. Manual: vollständiger Prizipalchor (8'-2'), Mixtur, 8'-Flöte
2. Manual: 8'-Flöte, 8'-Gambe, 4'-Fuss Oktave, Terz, Quint, 1'- Scharf plus Oboe als Solo Register
Pedal: 2x16', 2x8', 4', Fagott als Solo-Register
Koppeln: I+II, P+I, P+II
5 Setz-Speicher
Plätze
ca. 40 – 50
Quelle
Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band V, Bezirk Diessenhofen (Region Diessenhofen) von Alfons Raimann.